Bei Octave erhalten wir regelmäßig Rückmeldungen von Musikliebhabern und erfahrenen Audiophilen, die ihre vertraute Anlage mit einem Octave-Verstärker vergleichen – und dann überrascht sind. Nicht selten entsteht daraus eine besondere Bindung: an den Klang. An die Transparenz, die Kontrolle, die Musikalität.
Hat man Octave einmal gehört, fällt der Schritt zurück schwer.
So auch Patrick aus den Niederlanden, der unseren HP 300 SE Röhrenvorverstärker im direkten Vergleich mit zwei echten Legenden antreten ließ: dem Audio Research SP11 und dem Krell KRS 2.
Was folgt, ist ein tiefgehender, aufrichtiger und leidenschaftlich geschriebener Erfahrungsbericht. Kein Marketing, keine Annahmen – nur das Ohr, das Erleben, die Musik.
Wir freuen uns, Patricks vollständige Rezension hier mit Ihnen zu teilen – denn manchmal sagt die Stimme eines Hörers mehr als jedes Datenblatt.
Erwartungen und Setup:
Die Spannung stieg, als ich den Karton im Flur stehen sah: ein Octave HP 300 SE Vorverstärker!
Neben diesem Neuzugang standen bereits zwei legendäre Vorverstärker bereit: der Audio Research SP11 und der Krell KRS 2, beide einst absolute Referenzgeräte im High-End-Bereich. Ich wartete auf den perfekten Moment, um diese drei miteinander zu vergleichen. Die Bedingungen waren ideal: Meine Freundin war außer Haus, die Katzen schliefen, die John Curl Parasound JC1 Endstufen waren warmgelaufen und die JM Lab Utopia Lautsprecher (die echten, nicht von Focal) standen optimal ausgerichtet. Das Spiel konnte beginnen!
Das erste Hören – das Referenz-Setup:
Natürlich wollte ich zuerst hören, wie mein aktuelles Setup überhaupt klingt. Ich hatte eine Liste mit zehn Referenztiteln vorbereitet – eine Mischung aus Klassik, Jazz, Pop und moderner elektronischer Musik.
Die Grundlage meiner aktuellen Kette ist der Eversolo DMP-A8, den ich nicht als DAC, sondern als Roon-Endpoint verwende. Das digitale Signal geht an die DCS Puccini Clock und den Scarlatti DAC, dessen Vorverstärkerstufe unfassbar musikalisch und natürlich klingt.
Zahlreiche externe Vorverstärker – darunter Modelle von Mark Levinson und Pass Labs – standen schon in meinem Rack, aber die Kombination aus DCS DAC und Vorstufe war bislang klanglich immer überlegen.
Transparent Interconnects verbinden den DAC mit den JC1-Endstufen, die im Class-A-Betrieb laufen und 25 Watt pro Kanal liefern – 600 Watt in Class AB.
Der vertraute Klang – und der Wunsch nach mehr:
Die ersten Töne füllten den Raum – der vertraute, natürliche Klang war sofort da. Von den tiefsten Bässen bis in die höchsten Höhen war alles harmonisch, ohne unangenehme Spitzen oder Einbrüche. Die Musik löste sich wunderbar von den Lautsprechern und baute eine realistische Bühne vor dem Hörer auf.
Aber warum überhaupt etwas anderes ausprobieren?
Weil ein echter Audiophiler immer auf der Suche nach mehr ist. Wer einmal High-End gehört hat, weiß: Es ist eine Sucht. Die Neugier auf das klanglich Mögliche, der Wunsch nach noch mehr Gänsehaut, Emotion, Live-Feeling und musikalischer Tiefe treibt einen immer weiter. Man will vollkommen in der Musik aufgehen.
Der erste Testkandidat war der Audio Research SP11.
Der Unterschied zum Referenzsetup war sofort hörbar: ein warmer Klang, eine einladende Atmosphäre, wie in einem kleinen Jazz- oder Bluesclub. Besonders beeindruckend war die Räumlichkeit – in Breite und Tiefe!
„Das ist es“, dachte ich, „ich bin überzeugt.“
Doch beim Zurückschalten auf mein ursprüngliches Setup wurde deutlich: Ja, die Atmosphäre war etwas nüchterner, aber die Ortung der Instrumente war präziser. Die Bühne blieb eindrucksvoll, aber der Klang war klarer und luftiger.
Krell KRS 2 – Druckvoller Bass & feine Höhen:
Dann kam der Krell KRS 2 ins Spiel. Plötzlich war der Bass spürbar – körperlich präsent und mit enormer Spannung in der Musik. Die Tiefenwirkung nahm weiter zu, das Hochtonbild war fein und detailliert.
„Das ist ernst zu nehmen“, dachte ich und ließ den Krell den ganzen Abend spielen.
Aber je länger ich hörte, desto mehr hatte ich das Gefühl, etwas zu vermissen. Trotz aller klanglichen Qualität fehlte mir das Lebendige – als läge ein leichter Schleier über dem Klangbild.
Zurück im Referenzsetup war alles wieder offen, lebendig und frei.
Octave HP 300 SE – Willkommen in der Gegenwart:
Jetzt war der Octave HP 300 SE an der Reihe.
Ich ließ ihn eine Stunde lang mit einem Radiosender warmlaufen. Die Röhren leuchteten bereits schön – leider nicht sichtbar von außen, da sie im Inneren verbaut sind und die Abdeckung nicht transparent ist.
Den Gain stellte ich auf „Mid“, was perfekt zu den Endstufen passte. Dann spielte ich erneut meine Referenzstücke.
„Wow!“, dachte ich, „Willkommen in der modernen Zeit!“
Die Musik löste sich komplett von den Lautsprechern, das Klangbild kam viel direkter auf mich zu. Ich war fasziniert von der fast greifbaren Darstellung der Instrumente. Stimmen standen präzise im Zentrum, vor den Instrumenten – genau so, wie es sein sollte.
Der Klang war intim, aber gleichzeitig mit einer Größe und Präsenz, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Hörte ich wirklich noch die gleichen Lautsprecher?
Dynamik & Transparenz – Fazit zum Octave:
Dieser Vorverstärker hat eine enorme Dynamik.
Gerade bei klassischer Musik war es fast erschreckend, wie sanfte Passagen in monumentale Lautstärkeanstiege übergingen.
Mein Fazit: Der Octave hält nichts zurück – er ist ein perfekt transparentes Klangwerkzeug! Ehrlich, neutral und dynamisch. Gleichzeitig vermittelt er bei zarten, persönlichen Stücken – wie „If You Go“ von Shirley Horn – das Gefühl, sie würde nur für mich allein in meinem Wohnzimmer singen.
Der Octave spielt definitiv eine Oktave höher – und der Karton steht nun eine Etage höher … und bleibt da auch!